Der Vorsitzende des Philharmonischen Vereins Aschaffenburg über Champagner Musicale

Carsten Schumacher im Interview


»Es ist unser Anspruch, dass sich das Philharmonische Orchester Aschaffenburg zu einem der sehr guten Profiorchester in Bayern entwickelt«: Carsten Schumacher, Vorsitzender des Philharmonischen Vereins Aschaffenburg.

 

Seit nahezu 30 Jahren eine Tradition in Aschaffenburg während der Faschingszeit: Champagner Musicale, das Konzert des Philharmonischen Vereins Aschaffenburg.

Jedes Konzert steht unter einem individuellen Motto, für Samstag, 3. Februar, 19.30 Uhr in der Stadthalle lautet das Motto »Gefährliche Liebschaften« mit Werken von Leonard Bernstein (1918 bis 1990), Wolfgang Amadeus Mozart (1756 bis 1791), Guiseppe Verdi (1813 bis 1901), Richard Wagner (1813 bis 1883), Camille Saint-Saëns (1835 bis 1921), Richard Strauss (1864 bis 1949), Jacques Offenbach (1819 bis 1889), Georges Bizet (1838 bis 1875) und Cole Porter (1891 bis 1964).

Ein Main-Echo-Gespräch mit Carsten Schumacher, dem Vorsitzenden des Philharmonischen Vereins Aschaffenburg, über das Entstehen eines Konzertprogramms.

Nach »Märchen und Mythen« im vergangenen Jahr nun »Gefährliche Liebschaften«. Gibt es einen besonderen Grund für dieses Motto?Das Musiktheater ist voll von spannungsvollen und dramatischen erotischen Geschichten. »Champagner Musicale«, das Traditionskonzert des Philharmonischen Vereins Aschaffenburg, erzählt in diesem Jahr von »Gefährlichen Liebschaften« auf der Opern- und Musicalbühne. Von Mozarts fingiertem »Treuetest« in »Cosi fan tutte« über Verdis »Rigoletto« der die trügerischen Frauenherzen besingt, und Wagners geheimnisvollem »Lohengrin« bis zur gefährlich verführerischen Dalilah in Saint-Saens` Oper reicht die Palette der berühmten Szenen und Arien. Natürlich darf Bizets Carmen, die »femme fatale« der Opernbühne, ebenso wenig fehlen wie Richard Strauss´ »Rosenkavalier«, Offenbachs »Hoffmanns Erzählungen« und Leonard Bernsteins »West Side Story«, die die Geschichte von »Romeo und Julia« neu erzählt.

»Gefährliche Liebschaften«: Der Titel klingt frivol - aber indem Sie beispielsweise Richard Wagners »Einsam in trüben Tagen« aus dem »Lohengrin« integrieren, offenbaren sich die zwei Seiten des Themas. Befürchten Sie keinen Bruch in der Publikumsstimmung?
 Überhaupt nicht! Es ist sehr spannend, wie sich die Komponisten im 18. Jahrhundert bis in die Neuzeit diesem immer wieder neuen Thema auf ihre Weise nähern und es musikalisch umsetzen. Wagners Lohengrin entführt unser Publikum musikalisch in seine charakteristische musikalische Welt. Wir hatten hier auch noch einen Hintergedanken: wir wollten die Chance nutzen, die wunderschöne Stimme von Nombulelo Yende, die Preisträgerin bei Placido Domingos Wettbewerb Operalia, zu hören. Die Arie ist ihr auf den Leib geschnitten.

Andererseits: Im Programm sind auch Klassiker aus Leonard Bernsteins »West Side Story«, Richard Strauss' »Rosenkavalier« und natürlich George Bizets »Carmen« enthalten. Lassen die sich noch spannend und neu interpretieren?Diese Evergreens will Publikum weltweit aus gutem Grund immer wieder hören. Das ist fantastische, berührende Musik, die im Wortsinn unsterblich ist. Auch die Solisten lieben es, diese sängerisch anspruchsvolle Weltliteratur ihrem Publikum zu präsentieren. Champagner Musicale 2024 wird ein prickelnder und unterhaltsamer Abend mit einigen der größten Hits des Musiktheaters.

Wie kam es zur Wahl der Solisten Nombulelo Yende, Cláudia Ribas, Helene Feldbauer und Abraham Bretón?Im Opernstudio der Oper Frankfurt gibt es sechs bis acht Sängerinnen und Sänger, die in zwei Spielzeiten (Jahren) ihre Ausbildung vervollkommnen. Wir versuchen gemeinsam mit der Oper Frankfurt, allen die Möglichkeit zu geben, sich mit Orchester in Aschaffenburg zu präsentieren. Da die Mitglieder des Opernstudios auch regelmäßig in Frankfurt auf der Bühne stehen, ist die Terminplanung durchaus anspruchsvoll. Beispielsweise singt Clara Kim, die wir beim letzten Champagner erlebt haben, an Abend unseres Konzerts die Königin der Nacht in der »Zauberflöte«. Deshalb freuen wir uns, dass Helene Feldbauer, die letztes Jahr krankheitsbedingt absagen musste, dieses Jahr dabei ist. Dass die anderen drei Solisten im Herbst auch schon das Verdi-Requiem gesungen haben, ist reiner Zufall, aber für uns ein Glücksfall.

Und wer hat die Stücke ausgewählt? Das Programm für Champagner Musicale erstelle ich immer gemeinsam mit dem Chefdirigenten des Philharmonischen Orchesters Aschaffenburg Michael Millard und dem Leiter des Opernstudios der Oper Frankfurt Thomas Stollberger. Das ist meistens ein längerer Prozess, weil nicht nur die geeigneten Kompositionen zum Titel der Veranstaltung gefunden werden müssen. Auch die Stimmen der Solisten müssen zu den Wunschkompositionen passen. Mike Millard und ich verständigen uns in der Regel auf eine lange Liste aus unserer Sicht geeigneter Stücke, die dann auf »Machbarkeit« von Thomas Stollberger und dem musikalischen Team des Opernstudios überprüft werden.

Lassen sich zu bestimmten Stücken immer die passenden Interpreten finden?Die Literatur ist so vielfältig, dass wir immer genügend interessante Kompositionen finden. Die Herausforderung besteht darin, die Stücke dramaturgisch so zu mischen, dass für unserer Publikum ein roter Faden entsteht, der auch musikalisch interessant ist. Dabei ist auch zu beachten, dass die Solisten im Verlauf des Abends ausreichende Pausen haben, um sich mental und stimmlich auf die nächstfolgende Nummer vorzubereiten. Wir konzipieren das Programm so, dass sich reine Orchesterdarbietungen mit solistischen Stücken abwechseln. Dabei ist es uns wichtig, dass sich unser Orchester musikalisch immer weiterentwickelt.

Es ist unser Anspruch, dass sich das Philharmonische Orchester Aschaffenburg zu einem der sehr guten Profiorchester in Bayern entwickelt. Deshalb laden wir ausschließlich der besten Musikerinnen und Musiker aus der Region ein. Bereits heute kann die Stadt Aschaffenburg stolz sein, über einen Klangkörper dieser Qualität zu verfügen.

Gibt es bereits Überlegungen für das Motto 2025?
Das Motto für das kommende Jahr steht noch nicht fest. Vielleicht überraschen wir unser Publikum wieder mit einem Einakter. Damit hatten wir vor einigen Jahren großen Erfolg. Ich kann aber bereits verraten, dass Champagner Musicale 2025 am 8. Februar stattfinden wird. Vorher gibt es viele weitere Konzerte mit dem Philharmonischen Orchester Aschaffenburg.

Das nächste Konzert nach Champagner 2024 findet bereits am 15. Juni in der Stadthalle Aschaffenburg statt. Dann werden wir unser beliebtes Konzertformat »Prokofjew kennenlernen« präsentieren. Unser Publikum kann sich unter anderem auf sein zweites Violinkonzert mit Anne Luisa Kramb freuen.



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"Champagner Musicale 2024" des Philharmonischen Vereins Aschaffenburg in der Stadthalle

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